Skifahren und im Meer baden, dazu exquisite Shoppingtouren und Sterneküche vom Feinsten. Diese einmalige Kombination ist in Europa an der französischen Riviera in der Nähe von Nizza möglich. Ein echter Geheimtipp, für die etwas andere Skireise.
Das sanfte Rauschen des Meeres klingt in meinen Ohren, während ich auf dem Balkon meines Zimmers im Hotel Westminster sitze. Unter mir ein reges Treiben auf der Promenades des Anglais, die das altehrwürdige Hotel im Stil der Belle Epoche vom angrenzenden Mittelmeer trennt. Auf dem Boulevard flanieren zahlreiche Menschen, Läufer und Radfahrer huschen vorbei, Liebespaare werfen sich vielsagende Blicke zu.
In den Strandcafés sitzen die Menschen bei Kaffee und Cocktails, lachen, geniessen den Blick auf die sich sanft abrollenden Wellen. Ein paar unermüdliche Schwimmer wagen den Sprung, in die um diese Jahreszeit wahrscheinlich recht kalten Fluten. Ein Märztag, an dem sich die Sonne bereits mit erstaunlicher Kraft präsentiert. Es lässt sich gut leben an der Côte, wie dieser Teil Frankreichs liebevoll genannt wird.

Für mich neigt sich ein abwechslungsreicher erster Tag in Nizza dem Ende zu. Bei einem Glas Champagner lasse ich den Tag Revue passieren, schmiede Pläne für die nächsten Tage. Ein abwechslungsreiches Programm steht bevor. Eine Mischung, die kontrastreicher kaum sein könnte. Ein Teil der geplanten Aktivitäten beinhaltet, die Côte zu entdecken, es sich in Nizza richtig gut gehen lassen, am Strand zu entspannen. Der zentrale Plan sieht jedoch vor, zwei der nahgelegenen Skigebiete zu erkunden.
Dieser Teil meines Kurztrips, ist der für mich spannendste Aspekt. Und anscheinend nicht nur für mich. Als mich Freunde und Kollegen fragen, was bei mir den so in den nächsten Wochen anstehen würde, erzähle ich Ihnen freudestrahlend von meinem nächsten Trip Richtung Südfrankreich. An dem Punkt der Erzählung, wo es sich ums Skifahren dreht, ist das Erstaunen jedesmal groß. „Ach was, wo soll man den dort Skifahren können?“, so die einmütige Fragestellung. Und in der Tat. Die Skigebiete auf der Südseite der Alpen, in unmittelbarer Nähe zum Mittelmeer sind, zumindest uns Deutschen, nicht sehr bekannt. Für die Südfranzosen sind die Orte Auron und Valberg altbekannte Namen, mit einer langen Tradition in Sachen Wintersport.
Für Deutsche ein echter Geheimtipp, so möchte man meinen. Moment, eine bekannte Ausnahme gibt es. Zumindest einer deutschen Promi-Familie scheinen die Pisten der Seealpen geläufig zu sein – den Geissens. Die aus der gleichnamigen TV-Serie bekannte Millionärsfamilie besitzt in Valberg, rund 80 Kilometer entfernt von Nizza, ein Winterdomizil. Von ihrem Wohnort in Monaco aus, nutzen sie im Winter regelmäßig die Möglichkeit, die nahgelegen Pisten zu befahren. Klingt auch für ich nach einem guten Plan. Und so gilt für mich, Nizza mit all seinen Vorzügen als „Basislager“ zu nutzen, dann für zwei Tage in die Berge und wieder zurück. Ein Trip zwischen dem Blau des Mittelmeeres und dem Weiß der verschneiten Alpen. Das verspricht aufregend zu werden.
Schnelle Anreise
Angereist, bin ich von München aus kommend, mit dem Flugzeug. Für einen Kurztrip wie diesen, für mich die ideale Wahl, würde ich mit Bahn oder eigenem PKW doch erheblich länger brauchen. Von Deutschland aus, lässt sich Nizza entspannt von allen großen deutschen Flughäfen anfliegen. Dies sogar mehrmals am Tag. Gut anderthalb Stunden dauert der Flug in die südfranzösischen Metropole. Der Anflug über Nizza ist sehr besonders, da es zunächst über die Alpen kommend in einem Bogen auf das Mittelmeer hinausgeht, um schließlich direkt auf die Küstenstadt zuzufliegen. Im Blick nun die Stadt und im Hintergrund, die sich ausbreitende Alpenlandschaft. Absolut einmalig dieser Anblick.
Schnee scheint es jedenfalls genug zu geben, dies konnte ich schon beim Überfliegen der Alpen feststellen. Nach meiner Landung geht es für mich zunächst in Richtung Innenstadt, Auron und Valberg müssen noch ein wenig warten. Ich bin mit zwei der besten Köche der Stadt, den Brüdern Tourteaux, verabredet. Beide sind das Herz ihres mit zwei Michelinsternen ausgezeichneten Restaurants Flaveur. In ihrer kleinen Küche zaubern sie für ihre Gästen eine spannende Mixtur aus regionalen Erzeugnissen sowie Kräutern und Gewürzen aus der ganzen Welt. Einen Eindruck der prämierten Kochkunst, bekomme ich durch das mir servierte 12-Gänge-Menü.

Es werden für mich drei Stunden, die mir einen nachhaltigen Einblick vermitteln, was es bedeutet, sich zwei Michelinsterne erkocht zu haben. Wie beschreibt der deutsche Michelinführer die Kriterien für ein mit zwei Sternen ausgezeichnetes Restaurant – „Eine Spitzenküche – einen Umweg wert!“ Diese Definition würde ich in jedem Fall so unterschreiben. Ein angenehmer und gelungener kulinarischer Auftakt.
Auf meinem Weg vom Restaurant Richtung Hotel schlendere ich durch die Stadt, die sich gerade in den Monaten außerhalb der Hochsaison angenehm leer präsentiert. Nizza zeigt sich so von einer anderen Seite, als in den Sommermonaten, wo sich die Touristenströme durch die teils engen Gassen drängen. Die Schönheit der kleinen Meeresmetropole, erschließt sich nun weitaus besser. Kleine Gassen, ein schön gelegener Hafen, ein Wochenmarkt auf dem es herrlich nach Lavendel riecht, dazu genügend Gelegenheiten sich in edlen Boutiquen und feinen Parfümerien einem Hauch von Luxus hinzugeben. Mit den Gedanken an einen erlebnisreichen ersten Tag verabschiede ich mich in die Nacht.
Das Meer und die Berge
Der nächste Tag startet für mich recht früh. Am Vormittag bin ich mit Anton verabredet, einem Mitarbeiter der Firma Rent a Classic Car, mittags soll es dann Richtung Auron in den Schnee gehen. Die Auto-Garage (rent a classical car) an der ich mit Anton verabredet bin, ist in unmittelbarer Nähe zu meinem Hotel. Fast wäre ich an der unscheinbaren Einfahrt vorbeigelaufen. Von außen nicht als Herberge für Luxusautos erkennbar, präsentiert sich das Innere der Garage als das Nonplusultra für Fans von edlen Karossen. Etwa 20 Fahrzeuge stehen teilweise verhüllt, eng nebeneinander.
Anton, ein sympathischer Lette, führt mich durch die Ausstellung, den anders mag ich die Ansammlung an außergewöhnlichen Fahrzeugen gar nicht beschreiben. Hier stehen Unikate, zusammengetragen aus der ganzen Welt, um sie zu restaurieren und schließlich Autofans wie mir als Leihwagen für eine Tour an der französischen Riviera zur Verfügung zu stellen. Ob Porsche, Ferrari, Rolls Royce, Citroen DS. Eine edle Sammlung. Meine Wahl fällt auf einen silbernen Jaguar E-Type. Kaum ausgesprochen, drückt mir Anton dem Schlüssel in die Hand, setzt sich auf den Beifahrersitz und wir schnurren los durch die Gassen Nizzas, hoch in die Hügel auf die Küstenstrasse in Richtung Monaco.

Anton hat sich als Reisebegleitung angeboten. Und so zeigt er mir in den nächsten beiden Stunden seine neue Heimat. Wir rauschen vorbei an Villefranche und der angeblich teuersten Villa der Welt, der Villa Leopolda. Ihr Wert wird auf rund 500 Millionen Dollar geschätzt. Immer wieder halten wir an, um unsere Blicke über Nizza, das Mittelmeer und die nahgelegenen, schneebedeckten Alpen schweifen zu lassen. Unser kurzer Ausflug endet stilecht zum Mittagessen im Restaurant La Réserve. Das Gourmetrestaurant hat sich auf Trüffelspeisen spezialisiert und liegt unmittelbar am Meer. Seine Aussicht und das feine Menu beschließen meinen Tag in Nizza. Ich verabschiede mich von Anton und mache mich auf Richtung Auron.
Ab in den Schnee
Für meine Fahrt nach Auron habe ich ein Taxi als Transportmittel gewählt. Mit diesen lässt sich entspannt reisen und für die Fahrt ins Skigebiet ein extra Preis festlegen. Möglich wäre allerdings auch die Fahrt mit dem Skibus von Nizza aus gewesen. Und so geht es los in Richtung Berge. Von der Autobahn runter, schlängelt sich eine Straße durch die beeindruckenden Schluchten des Nationalparks Mercantour. Rotes Gestein, welches sich entlang der kurvenreichen Strecke zu Schluchten auftürmt. Teilweise wird es ganz schön eng, vor allem wenn einem andere Fahrzeuge entgegenkommen. Wir gewinnen schnell an Höhe und nach einer knappen Stunde Fahrt sind wir umgeben von Schnee. Als wir Auron erreichen, ist es Nachmittag. Der Ort, liegt auf etwa 1600 Metern Höhe. Seine lange Wintersporttradition begann im Jahr 1934, als dort ein Skiwettbewerb ausgetragen wurde. 1937 dann der erste Lift, im Jahr 2019 war Auron schließlich Ausrichter der französischen Skimeisterschaften.
Im Zentrum des malerisch gelegenen Ortes befindet sich die Chapelle Saint-Érige, eine gut erhaltene Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Überhaupt vereinen sich Tradition und Moderne in diesem Ort auf angenehme Weise. Dies kann ich auch in meinem Hotel Chalet D‘Auron feststellen. Das Vier Sterne Haus bietet Wohlfühlcharme, die Küche im hauseigenen Restaurant an den nächsten beiden Abenden einen gelungenen Ausflug in die regionale Gourmetküche.

Am nächsten Morgen ist es dann endlich soweit – es geht auf die Piste. Das Skigebiet Auron (1.600 bis 2.450 Meter) besteht aus 4 Teilen: Las Donnas, Sauma Longue, Demandols und Lieuson. Kristel begleitet mich an diesem Tag und zeigt mir die Hänge ihrer Heimatstadt. Mit der Gondel fahren wir zunächst hinauf Richtung Gipfel Las Donnas. Von hier ließe sich an einem klaren Tag sogar das Mittelmeer sehen, erklärt mir Kristel. Mir ist diese Aussicht jedoch leider nicht vergönnt, es ist einfach zu diesig. Und so schwingen wir uns, auf angenehm breiten und bestens präparierten Pisten, die ersten Hänge hinunter.
Der Schnee ist griffig, die jeweiligen Pisten bieten genügend Abwechslung. Ausreichend schwarze und rote Pisten befriedigen für diesen Tag meine Skilust. Überraschend ist für mich die mögliche Anzahl an 135 zu befahrenen Skikilometern. Das hätte ich nicht erwartet. Das Skigebiet richtet sich vornehmlich an wohl situierte Familien und Paare, die sich neben den Skifahren zusätzlich Wellness gönnen wollen. In puncto Wellness soll in den nächsten Jahren noch viel mehr angeboten werden, wie mir Krystel auf einer der Liftfahrten erklärt. Wir fahren bis in den frühen Nachmittag hinein. Mein Eindruck des Skigebietes ist gut. Weitauslaufende Hänge mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, vielfach von Bäumen gesäumt, dazu Schneesicherheit durch die zahlreichen Schneekanonen. Für einen Kurztrip mehr als man ausgiebig befahren könnte.
Familiäre Umgebung
Für mich geht es am nächsten Morgen weiter. Valberg (1412 m – 2020 m) liegt in einem der Nachbartäler Aurons. Meine Fahrt von Auron dauert, aufgrund der engen und kurvigen Straßen, etwa eine Stunde. Wieder fahren wir durch enge Schluchten. Über eine Art Pass kommend öffnet sich das Tal und ich kann Valberg in der Ferne erkennen. Im unteren Bereich der Berghänge liegt kaum noch Schnee. Die Pisten sind jedoch beschneit, dies kann ich von Weitem erkennen. Der Taxifahrer entlässt mich am Chalet de Suisse im Zentrum der Kleinstadt.

Es ist das beste Haus am Platz und bietet eine einfache, aber gemütliche Ausstattung. Zudem liegt es direkt am Fuße des Garibeuil-Liftes. Für mich heißt es, Koffer aufs Zimmer und ab in die Skikleidung. Das Wetter soll im Laufe des Tages umschlagen, erklärt mir Claire, vom der hiesigen Tourismusbüro. Bei strahlendem Sonnenschein geht es hinauf Richtung Croix du Sapet auf 1821 Meter. 85% des Skigebietes seien schneesicher, erklärt mir Claire. Diese Sicherheit für den Skigenuss wird durch insgesamt 400 Schneekanonen gewährleistet, die ohne chemische Zusätze, durch ein Wasser-Luft-Gemisch eine Art „Bio“-Schnee produzieren. Den Pisten selber ist die zusätzliche Bearbeitung recht wenig anzumerken. Hart präpariert präsentieren diese sich meinen Kanten. Ein guter Untergrund für rasante Fahrten.
Das traditionsreiche Skigebiets scheint auch aufgrund seiner Vielzahl an relativ leichten Abfahrten bei Familien sehr beliebt zu sein. Für die Jüngeren gibt es zusätzliche Angebote, unter anderem ein Kino. Die Pisten selbst laufen meist durch breite Waldschneisen, lediglich in den oberen Abschnitten bieten sich dem Skifahrer breite Abschnitte zum genussvollen und weitauslaufenden Carven. Die Umgebung erinnert mich aufgrund der vielen Bäume und Täler ein wenig an Schweden. Für ein verlängertes Wochenende auf jeden Fall ein mehr als gutes Angebot an Pisten. Wir befahren die Hänge des Tete du Sapet (1825 m), machen einen Abstecher Richtung Deccia (2011 m). Wir gönnen uns kaum eine Pause, bis sich gegen Nachmittag der Himmel zuzieht und es beginnt kräftigst zu stürmen. Zeit Richtung Tal zu fahren und den Tag bei einem leckeren Kaltgetränk ausklingen zu lassen.
Dieser Text erschien zuerst in SkiMagazin und SkiMagazin Exklusiv
Bilder: privat und Tourismus Nizza
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